Ein beitrag zur provenienz-Forschung

 Mit einem winzigen Beitrag zur Provenienz-Forschung konnte ich dem "Linden-Museum" in Stuttgart helfen. Das "Staatliche Museum für Völkerkunde" setzt sich in seiner aktuellen Ausstellung "Schwieriges Erbe" mit seiner Geschichte, seiner Sammlung und dessen Erwerb auseinander. 

Die hier zu sehende Buddha-Figur wurde von Carl-Waldemar Werther aus dem Lama-Tempel in Peking entwendet. Sie war eine von 126 Objekten, die Werther aus China mitgebracht hatte, allesamt wohl Beutestücke vom Feldzug gegen den "Boxeraufstand" im Jahr 1900. 45 davon sind noch im Besitz des Museums. Zuvor war Werther in Deutsch-Ostafrika im Kolonialdienst tätig gewesen und mit Grausamkeiten gegenüber der Bevölkerung aufgefallen.

Das Museum nahm bisher an, Werther sei Leiter einer Nachrichtenabteilung der deutschen Streitkräfte gewesen, da er auf der offiziellen Expeditionskorps-Liste als Oberleutnant aufgeführt ist. In Wirklichkeit war Waldemar Werther aber im Auftrage des patriotischen "Deutschen Flottenvereins" in China und leitete dessen obskure "Ostasiatische Nachrichtenexpedition", die mithilfe von Spenden eine Telegrafenleitung von Tiensin nach Peking verlegte. Werther war also nicht im Auftrage des staatlichen "Nachrichtenbüros" des Reichsmarineamtes dort. Das "Nachrichtenbüro" war auch eine Propagandaabteilung von Tirpitz.

Auf den Gründer des Stuttgarter Museums Graf Karl von Linden bin ich gestoßen, weil dessen Kolonial"Verein für Handelsgeographie" seinerzeit eine Marineausstellung in Stuttgart ausrichten wollte, was aber an Querelen mit dem dortigen Flottenverein scheiterte. Das Fass zum Überlaufen und den Ausstieg von Lindens aus den Vorbereitungen brachte die Benennung des Bankiers Alexander von Pflaum für einen gemeinsamen Arbeitsausschuss, denn das Vorstandsmitglied des Deutschen Flottenvereins war im Stuttgarter Bürgertum nicht wohl gelitten, haftete ihm doch ein "Makel" an: Von Pflaum war Jude.